Arnes Geschichte

Die Geschichte meiner Suche .

Wie wohl jeder Adoptierte war das Wissen über die eigene Abstammung stets ein Thema in meinem Leben .

Leider haben meine Adoptiveltern das Thema "Herkunft" steht's vermeiden, das Thema "Adoption" war Tabu .

Ich kann mich noch gut an eine Situation erinnern, in der ich ein Bisschen hartnäckiger wurde und auf eine Antwort bestand . Wie viele andere Adoptierte auch erhielt ich dann die wohl schlimmste Antwort, die Adoptiereltern geben können:

"Deine Eltern waren schlecht, deshalb mussten wir Dich adoptieren . " So oder ähnlich .
Das hat mich aber selbstverständlich nicht davon abgehalten nach ihnen zu suchen, allerdings war über Jahre das einzige Mittel das mir dazu zur Verfügung stand das öffentliche Telefonbuch . Die Adresse, die auf den wenigen Unterlagen stand die ich im Aktenschrank meiner Eltern fand, stand noch bis ca . 2003 im Telefonbuch, in den Jahren meiner Kindheit und Jugend habe ich stets wenn ein neues Telefonbuch kam danach gesucht .

Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, dort auch mal anzurufen . . .

So ergab es sich, dass ich Anfang 2001wieder einmal danach schaute und zufällig ein Freund mir dabei zusah . Er fragte mich was ich da mache und ich erklärte ihm die Situation . Er, seines Zeichens Sozialpädagoge erklärte sich spontan bereit mein meiner leiblichen Oma anzurufen und sie vorsichtig auf mein Vorhandensein vorzubereiten . Irgendwann war ich einverstanden .

Ein paar Tage später rief er mich an und sagte mir was geschehen war . Er hatte bei ihr angerufen und nach einer kleinen Weile hat sie sich an mich "erinnert" . Nach weiteren Anrufen wurde sie aufgeschlossener und sie war bereit sich mit mir zu treffen .

Ich war erst nicht so begeistert war aber  bereit bei ihr anzurufen . Das habe ich ein paar Mal gemacht und langsam kam Licht ins Dunkel meiner Herkunft . Die Familie war Schausteller auf dem Hamburger Dom und hatte Gastronomiebetriebe . Als meine Mutter mit mir schwanger wurde hat sie sofort meine Adoption vorbereitet, meine Mutter und mein Vater waren aber nicht bereit mich abzugeben . Beide Omas bestanden aber darauf . Die Opas waren bereits nicht mehr vorhanden .

Meine Oma mütterlicherseits argumentierte, das meine Mutter noch in der Ausbildung stand und sie selber täglich in ihren Geschäften sein musste und für mich keine Zeit hätte. Die Initiative ging also von meiner Oma aus . Das hat das Verhältnis zwischen ihr und meiner Mutter für alle Zeiten zerstört . Ich sollte kurz vor meinem Geburtstag in eine Einrichtung in Kassel gebracht werden die auch meine Vermittlung besorgt hätte, ich kam aber ein paar Tage zu früh zur Welt und somit blieb ich in Hamburg . Ferner sagte sie mir, dass ich einen Bruder "Kai" hätte . Es kam dann aber doch nicht zu einem Treffen, dieser Bruder rief mich eines Tages an und sagte mir, das kein weiterer Kontakt gewünscht sei, weil ich seine Oma nachts angerufen und beleidigt hätte . Das traf natürlich nicht zu, ich konnte ihn aber beruhigen und ein Treffen mit ihm ausmachen .

Dabei kamen einige weitere, interessante Tatsachen ans Licht .

Irgendwann habe ich den Kontakt mit Kai verloren . Er hatte kein Interesse an mir und das auch deutlich gemacht . Sehr deutlich . . .

Ein paar Jahre später, 2006, habe ich zufällig ein Buch über das Thema "Adoption" in die Hände bekommen in dem die Möglichkeit beschrieben wurde, die zuständige Adoptionsvermittlung aufzusuchen und Auszüge aus der eigenen Akte einzusehen . Die Vermittlung wäre auch zuständig, wenn es um eine mögliche Kontakt aufnahme mit den leiblichen Eltern ginge . Ich nahm also Kontakt mit der Adoptionsvermittlung in Hamburg auf und bekam dort einen Termin .

Der Inhalt meiner Akte war sehr übersichtlich, die Kopien, die mir zur Verfügung gestellt wurden waren teilweise geschwärzt und viele Seiten fehlten . Dies ist aus der Nummerierung erkenntlich . Wir vereinbarten, dass meine leiblichen Eltern angeschrieben werden sollen und dass eine mögliche Antwort sofort an mich weiterzuleiten ist .  

Nach ein paar Wochen erhielt ich Post von meinem Vater in der er sich über meine Kontakt aufnahme freute und mir ein paar Sachverhalte erklärte, die ich noch nicht kannte . Ich schrieb ihm einen Brief und später noch einen, erhielt darauf aber keine Antwort . Von meiner Mutter erhielt ich überhaupt keine Antwort .

Vor ca . drei Jahren ergab es sich zufällig, dass eine meiner Praktikantinnen mir einen Flyer gab, in dem esoterische Dienstleistungen angeboten wurden . Ich hatte erst kein sonderliches Interesse daran und legte es zur Seite . Später fand ich es wieder und ich schlug ganz zufällig irgendeine Seite auf . Dort wurden von einer Person die den Namen meiner Mutter trug Seminare angeboten . Ich hielt es für witzig, nicht mehr, nahm mir aber vor, bei Gelegenheit im danach Net zu forschen . Es hat noch ein paar Monate gedauert bis ich das dann tatsächlich auch machte . Ich fand dort eine ansehnliche Site und auch eine Kontakt adresse . Irgendwann habe ich dann eine Mail an die fragliche Adresse geschickt und gefragt, ob ihr das Datum meiner Geburt bekannt vorkam und habe auch den Namen meines Vaters genannt . Ich war dort richtig, der Kreis schloss sich und seit dem schreiben wir uns regelmäßig e-mails . Zu einem Treffen ist es noch nicht gekommen, ihr steht der Sinn nicht danach und ich akzeptiere das natürlich .

Das gab mir aber wieder Auftrieb nach meinem Vater zu suchen .

Vor ein paar Wochen wurde ich wieder bei der Adoptionsvermittlung vorstellig und bat darum noch einmal meinen Vater anzuschreiben . Ich gab meine E-Mail Adresse an und bat ihn bei Interesse eine mail an mich zu senden . Diese mail kam und einige Tage später trafen wir uns an der Stelle, an der es zu meinem entstehen kam, das war Omas Frittenbude auf dem Dom!

Ich habe von dieser Seite drei Halbbrüder und eine Halbschwester, die auch zur Adoption abgegeben werden musste und heute am Theater in Paris arbeitet .

Und das Beste: Auch meine Schwester hat sich neulich bei ihrem Vater gemeldet und somit schließt sich noch ein Kreis .

Also sucht weiter es lohnt sich!

Arne Kunstmann